Was wünsche ich mir als Podologin?

gehen wie auf Wolken
Podologie -
Christian Ball
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Was wünsche ich mir als Podologin?

Praxis für Podologie in Bamberg
Veröffentlicht von Carmen Ball in Gedanken · 28 Dezember 2013
Tags: FußpflegePflegeversicherungZeitHonorarAusbildungUrlaubKrank

Was wünsche ich mir als Podologin?

Für die Ausbildung?
Stichwort = Mehr Praxisnähe.
So wurde ich in Psychologie ausgebildet. Aber den Umgang mit Demenz, Schwerbehindeten – geistig wie körperlich, Alzheimer, Patienten im Sterben, die Trauer der Angehörigen. Das war nur einen Nebensatz wert.
So wusste ich, dass ich mich nach der Ausbildung selbständig machen kann. Aber es gibt im Ausbildungsplan nicht eine Stunde Buchführung, Steuerrecht oder gar Abrechnung.
So mache ich viele Fußpflegen in der Schule. Aber die wirklichen Problemfüße tauchen da nicht auf. Im Praktikum sehe ich dann mal einen, aber bearbeiten wird diesen immer der Praxisinhaber, weil da ja auch eine Haftung vorsteht.
Da hab ich zwar ein Praktikum in der Dermatologie, Orthopädie und inneren Medizin gemacht. Aber leider war die eigentliche Tätigkeit nicht ärztlich betreut, sondern im Krankenhaus als Pflegehilfe, Betten schieben, Essen verteilen, Rücken waschen etc.

Für die Praxisgründung?
Stichwort = Mehr Unterstützung
Weniger Finanziell, mehr Know How. Die Krankenkassen täten gut daran nicht nur ein Merkblatt zu veröffentlichen, was die Praxis zu beinhalten muß (5 Bestecksets oder Waschbecken) sondern auch welche Rechten und Pflichten man hat. So war mir nicht bekannt, dass ich als Heilmittelerbringer die Ärzte kontrollieren muß. Ich ging (blauäugig) davon aus, dass die schon wissen, was sie tun. Ich wurde eines besseren belehrt. Nach dem mir dann eine Summe von über 1500.- € abgezogen wurden, weil auf den Verordnungen der Ärzte eben mal ein Wort fehlt. Das war mein Weihnachtsgeschenk. Hätte man das nicht besser eher kommunizieren können? Ich hab mein Geld zwar wiederbekommen, jedoch erst nach viel Umstand, Schriftverkehr und Gerenne zu jedem einzelnen Arzt. Da kommt es nicht gut an, wenn man den Arzt hinstellt, als ob er nicht weiß, was er tut.
Oder woher soll ich wissen, dass ich einen Patienten im Krankenhaus nicht behandeln darf, auch wenn er Urlaub aus dem Krankenhaus hat um in die Praxis zu kommen.
Die Krankenkassen dürfen 4 Jahre lang Gelder zurückfordern. Eben auch nur für Formfehler auf den Verordnungen.

Für den Praxisablauf?
Stichwort = Krankheit und Urlaub
Es gibt Vorgaben, wie lange eine Praxis im Jahr geschlossen werden darf. Ich darf 8 Wochen Urlaub machen und / oder Krank sein. Was wenn mehr? Dann kann meine Zulassung aberkannt werden. Jedoch gibt es auch keine Vertretung. Da es ja keine „reisenden" Podologen gibt. Fußpfleger dürfen nicht und Podologieschüler nur als Praktikanten unter Aufsicht. So kam es, dass ich mit offener Gelenkfraktur arbeite oder 2 Wochen nach einer Hallux OP.
Urlaub, wenn ich die Praxis eine Woche schließe, dann darf ich in der Woche davor und danach die Patienten von 1,5 Wochen abarbeiten. Auslassen eines Termins ist ja nicht, da die Nägel und die Hornhaut auch nicht in Urlaub gehen.

Vergütung
Stichwort = Einnahme gegen Ausgabe
Die Summe, die ich als Kassenzugelassene Praxis erhalte klingt gut. ABER:
Davon muß ich alles zahlen: Miete, Strom, Wasser, Müll, Berufshaftpflichtversicherung, Telefon, Auto, Fortbildungen, Einrichtung, Geräte, Verbrauchsmaterialien, Rücklagen, Berufsgenossenschaft, und Leben will ich auch noch.
Traumhaft wäre eine Praxishilfe oder Putzhilfe. Aber die kostet Lohn mit Nebenkosten. Ca. 30% vom Lohn. Also bei 100.- € muss ich noch mit 30.- € extra rechnen. Wenn ich oben abziehe was ich an Festkosten habe bleibt nicht viel über, oder?
Wenn ich von einer 40 Stundenwoche ausgehe, kann ich lt. Vereinbarung 54 Fußpflegen in der Woche durchführen (ohne Pausenzeit) Die Zeit für Büro, Organisation, Besteckaufbereitung etc. sind da nicht eingerechnet bekomme ich knapp 1500.- € in einer Woche. Das sind 6000.- € im Monat. Wenn wir die Kosten oben abziehen dann bleiben ev. 3000.- € über. Dann kommt das Finanzamt und will was abhaben. Die eigene Krankenkasse und Rentenversicherung will auch was haben. Das bedeutet im Rückschluss. Ich kann mir keine Hilfe leisten. Für einen Therapeuten bleiben 12.50 € brutto in der Stunde. Und das bei einer Arbeitszeit von knapp 60 Stunden die Woche.
Die Sätze der Krankenkassen müssen dringend angepasst werden. Ich erwarte keine Reichtümer. Aber einen Lebensstandart, der mal einen Urlaub erlaubt. Wenn ich die Zeit in der ich nichts verdiene noch abziehe (Urlaub, Krank, Feiertag) dann sind wir schnell bei 10.- €/Stunde.
(Die Kosten und Einnahmen sind rein theoretisch und können real abweichen. Die Kosten einer Praxis sind unterschiedlich zu bewerten. Auch muß das Verhältnis von Privat- und Kassenpatienten berücksichtigt werden)
Anerkenntnis
Stichwort = Abheben von Kosmetik und Wellness
Viele Menschen wissen gar nicht, dass es den Beruf „Podologe" gibt. Und was die dann machen, ist dann noch ein Extrarätsel. Leider gilt das auch heute noch für viele Ärzte.
Ich hab mir auch schon von einem Arzt das Wort „Nagelknipse" anhören müssen.
Mein Motto ist: Wir sind ein Heilberuf / Heilhilfsberuf? Wir arbeiten im Auftrag von Ärzten.
Das macht kein Friseur. Wir haben eine umfangreiche medizinische Ausbildung. Dazu gehört nicht Wimpernzupfen oder Nägel lackieren. Leider machen das immer noch viel zu viele Podologen, die aus der Kosmetik kommen und diesen Bereich nicht aufgeben möchten. Finanziell kann ich das verstehen. Aber dem Berufsstand schadet dieses Verhalten nur.
Wie soll denn der Verbraucher verstehen, dass hier eine Fachkraft vor ihm steht, wenn das Angebot das gleiche ist, wie im Kosmetikstudio 3 Straßen weiter. Diese Podologen tun sich auch schwer, Ihrer höheren Kosten einzufordern.

Kostenübernahme
Stichwort = Gleichbehandlung
Krank sind viele, die Krankenkassen erkennen nur Diabetiker an. Eines meiner Lieblingsthemen. Folgeerkrankungen der Diabetes mellitus sind PAVK (Durchblutungsstörung) PNP (Nerven- Gefühlsstörung) und nur, wenn diese vorliegen, erhält der Patient eine Verordnung vom Arzt mit Übernahme durch die Krankenkassen. Diese Risiken gibt es auch bei vielen anderen Erkrankungen (Bandscheibenvorfall, Schlaganfall, Herzinfarkt, etc.) Auch nach Krebserkrankung mit Chemotherapie oder verschiedenen anderen Erkrankungen wie Kinderlähmung, Erblindung, Fußfehlformen nach Unfall um nur einiges zu nennen wäre eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse sinnvoll.
Unverständlich ist mir auch die unterschiedliche Vorgehensweise bei Spangentherapie eines eingewachsenen Zehnagels. So übernehmen einige Krankenkassen die Kosten bis zu 90% und andere zahlen nichts. Oder nur in einigen Bundesländern und in anderen nicht.

Wichtig hier auch die Kostenübernahme im Pflegefall. Egal, in welcher Pflegestufe sich ein Mensch befindet. Die Kosten für eine Fußpflege muss er aus seinem Taschengeld zahlen. Das sind zurzeit 103.- €, wenn er nicht über Vermögen verfügt. Davon muss er aber auch alles andere zahlen, Kleiderwäsche, Seife und Zahnpasta, neue Strümpfe oder Schuhe, Friseur, Fahrgelder, oder mal ne Tafel Schokolade. Wünschenswert wäre da eine Kostenübernahme im Rahmen der Pflegegelderkosten der Pflegekassen. Gern auch Zweckgebunden. Rechnung des Podologen an die Pflegekasse wäre da eine Möglichkeit.

Das sind die wichtigsten Wünsche, die ich habe….

Ich bin Optimist….

Eine schöne Zeit allen.


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