Es tut sich was?!?

gehen wie auf Wolken
Podologie -
Christian Ball
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Es tut sich was?!?

Praxis für Podologie in Bamberg
Veröffentlicht von Carmen Ball in Gesetze · 23 September 2018
Es tut sich was?!?
Schön öfter hab ich hier geschrieben, was sich in Beruf der Podologen nach meiner Meinung ändern müsste.
Angefangen von der Vergütung der Krankenkassen, über den bürokratischen Aufwand bis zur Ausbildung.
Mein erster Blogbeitrag ist hier aus dem Jahr 2014. Und es tut sich was. 😊

Viele Therapeuten haben sich zusammengeschlossen. Denn es geht nicht nur den Podologen so, sondern den Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und den Logopäden auch. Auch hier stimmt vieles nicht. Seit diesem Zusammenschluss tut sich was. Während sich die vorhergehenden Gesundheitsminister noch vor den Therapeuten (und anderen Berufsgruppen) versteckt haben, ist der Jens Spahn in Dialog mit den Angehörigen der verschiedenen Berufe gegangen. Es ist ihm bewusst, dass sich im Gesundheitswesen viel ändern muss. Er geht auch Vieles an. Es wird jetzt von ihm erwartet, dass er allen Bitten und Wünschen entsprechen kann. Und zwar schnell. Das kann keiner. Er ist Politiker und nicht der Weihnachtsmann von der dunklen Limo.
Forderungen stellen:
  • Krankenpfleger
  • Altenpfleger
  • Sanitätsdienste
  • Hebammen
  • Hilfsmittelerbringer
  • Apotheker
  • Sozialverbände
  • Ärzte
  • Krankenhäuser
  • Bestimmt noch ein paar, die mir grad nicht einfallen
  • Und? …….. Therapeuten!
Bei allen tut sich was. Was sich bei uns tut werde ich hier kommentieren

Am Anfang steht die Ausbildung:
Bisher:
Der Schüler hat sich eine Schule gesucht. Diese hat er selber gezahlt. Bei einer Vollzeitausbildung 2 Jahre. In dieser Zeit gibt es wenig bis keine Möglichkeit Geld zu verdienen. Das bedeutet: Kein Einkommen – Keine Krankenversicherung – Keine Altersvorsorge.
Neu:
Die Schule wird demnächst vom Staat übernommen. Der Rest bleibt.
Meine Meinung:
Es sollte sich zusätzlich noch ändern, dass die Schüler nicht mehr für Sozialversicherung selber aufkommen müssen. Als Ausbildungsberuf (analog einer Verkäuferin oder einer Krankenschwester) über einen Anstellungsvertrag mit einer Praxis.

Das große Thema, die Vergütung über die Krankenkassen: 
Bisher:
Nur diabetisches Fußsyndrom ist eine zugelassene Diagnose. Die Vergütung in der BRD ist unterschiedlich nach Krankenkasse, Bundesland geregelt. Ich gehe jetzt von AOK in Bayern aus (hier gibt es die höchsten Vergütungen)
Im Jahr 2013 lag die Vergütung für eine podologische Komplexbehandlung bei 27,50 €; ab dem 01.01.2014 gab es dann 0,40 € Erhöhung oder auch 1,1%! Dafür wurde das öffentliche Leben stillstehen, weil der Streik nicht enden würde. Zum 01.01.2015 gab es dann eine Erhöhung von 27,90 auf 28,40 € oder auch 0,50 € oder auch 1,3%. Aber eben 1,irgendwas von wenig ist einfach wenig.
• Miete
• Krankenkasse
• Haftpflichtversicherung
• Fortbildungen
• Praxisausfall
• Rücklagen
• KFZ-Kosten
• Strom
• Müll
• Wasser
• Gehälter
• Lohnnebenkosten
• Geräteanschaffung, - wartung
• Steuerberater
• Finanzamt
• und Vieles andere
Das macht im Monat je nach Praxis 4000 bis 5000 € oder mehr aus. Verdient ist da noch nichts. Wie kommt es zu so wenig Erhöhungen? Die Leistungen aller Erbringer sollen kostenneutral bleiben, das heißt keine Erhöhung soll die Beiträge der Versicherten erhöhen. Daher wurden diese an die Grundlohnsumme (Wikipedia) gekoppelt.
Neu:
Im Jahr 2017 wurde die Bindung an die Grundlohnsumme für 3 Jahre ausgesetzt. Das war ein Versuch, ob die Kosten gleich ins Unermessliche wachsen.
So konnte jetzt für die Jahre 2017 bis einschließlich 2020 eine Stufenweise Erhöhung um insgesamt 4,80 € (nicht gleich, sondern jedes Jahr ein Häppchen. Insgesamt 16,16 %
Ganz neu:
Die Bindung von der Grundlohnsumme entfällt sofort ganz. Jetzt sind die Verbände gefragt zu Gunsten der Therapeuten zu verhandeln und die Krankenkassen müssen die Notwendigkeit erkennen. Das ist nicht mehr Aufgabe der Politiker. Hier gilt wie alles in der freien Wirtschaft. Die Verbände übernehmen da die Aufgabe der Gewerkschaften und die Krankenkassen der Arbeitgeber.
Weiterhin sollen die Unterschiede für alle Bundesländer entfallen. Somit erhält der Therapeut in Mc-Pom das Gleiche, wie der Therapeut in München. Wer sich dann besser stellt, kann sich Aufgrund der unterschiedlichen Lebenshaltungskosten selber errechnen.

Versprochen wird weiterhin:

Weniger Bürokratie!
Wie will die Bundesregierung das bewerkstelligen stellt sich mir die Frage:
Wenn ich von den Krankenkassen für Leistungen Geld erhalten will, muss ich eine Abrechnung erstellen. Wünschenswert wäre hier die Entbindung von der Arztkontrolle. Jedes Rezept muss darauf geprüft werden:
  • Welcher Patient
  • Kopfbereich vollständig ausgefüllt: Arztnummer, Praxisnummer
  • Ausstellungsdatum nicht älter als - - Abgleich mit Beschränkung über – Behandlungsbeginn spätestens.
  • Hausbesuch ja – nein
  • Heilmittel – Verordnungsmenge –
  • Indikationsschlüssel passend zum Heilmittel
  • ICD10Code als Schlüssel zur Diagnose / Diagnose vollständig (Es gibt bei uns nur eine Diagnose, dennoch schaffen es hier nur 75% alles Nötige anzugeben)
  • Stempel? Unterschrift?
Wenn nur ein Teil falsch ist, wird die Verordnung ersatzlos gestrichen. Patient nicht behandeln ist auch keine Lösung, da der Termin ja freigehalten ist und somit Ausfall bedeutet.
Der Arzt wird hier nicht belangt.

Weiterer Bürokram:
  • Dokumentation der Behandlungen
  • Therapieberichte (Porto wird nicht vergütet)
  • Einnahmen / Ausgabenbuchungen
  • Kontoführung Eingänge und Abgänge kontrollieren
  • Personalstunden erfassen
  • Personalkosten erfassen
  • Protokollführungen wie Hygieneprotokoll, BG Schulungen des Personals
  • Kostenkontrolle
  • Vertragswesen
  • Waren- und Bestandskontrollen – Bestellungen
  • Steuererklärung

Direktzugang:
In einigen Bereichen und Ländern seit einiger Zeit in Erprobung. Schwieriges Thema:
Was darf direkt vom Therapeuten durchgeführt werden? Auch bei einer Diagnose vom Arzt stellt sich die Frage der Kostenkontrolle. Wer kann durch die Krankenkassen belangt werden, wenn zu viel ??? behandelt wird?

Bei Podologen ist es zurzeit noch einfach: eine Behandlung alle 4-6 Wochen, wenn der Arzt ein diabetisches Fußsyndrom feststellt. Mehr haben wir (noch) nicht.  Die Frage ist dann nur Teilbehandlung oder Komplexbehandlung?
Es wird Zeit, dass der Heilmittelkatalog den realen Bedingungen angepasst werden. Darüber hatte ich auch schon mal geschrieben: Hier die Zusammenfassung:
Großen Bedarf gibt an einer Nachverhandlung mit den Krankenkassen über zumindest folgende Heil-, bzw. Hilfsmittel, die in den podologischen Katalog aufgenommen werden sollten:
Podologische Komplexbehandlung bei anderen Risikopatienten/Erkrankungen als nur Diabetes mellitus
Chemotherapie
chron. Schmerzpatienten
Apoplex
Zustand nach Unfällen
Warzenbehandlung
Clavibehandlung  und vieles mehr
Orthonyxiebehandlung
Orthosen
Druckschutz
Wundverbände und Material
Kompressionsstrümpfe anmessen

Vergütung
Leider ist die Vergütung durch die Krankenkassen am unteren Ende der Möglichkeiten.
Die Zahlen müssen entweder um mind. 30% angehoben werden und es müssen einige Artikel als Praxisbedarf – wie in der ärztlichen Praxis üblich – über die KK abgerechnet werden.
Zu diesen Artikeln zähle ich
• Verbandsstoffe
• Desinfektionsmittel
• Druckschutz
• etc.
Nicht zu vergessen den nicht unerheblichen Kosten- und Zeitfaktor Hygiene, der Im Jahr mit mehreren Tausend Euro zu Buche schlägt. Daher wäre eine eigene Position dafür dringend notwendig.
Aber auch hier ist nicht die Politik, sondern die Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Verbänden dringend von Nöten. Auch Ärzte sollten hier gehört werden, denn nur MIT den Ärzten in Zusammenarbeit kann man für das Wohl der Patienten arbeiten. Die Ärzte müssen davon überzeugt werden, dass wir Ihnen nichts wegnehmen, sondern die Arztpraxen entlasten.

Einen großen Fehler seiner Vorgänger kann Herr Spahn schlecht zurückdrehen. Die Privatisierung des Gesundheitssystems. Mit der Gesundheit darf kein Aktiengewinn oder Gesellschafterausschüttungen gemacht werden.

Es gibt noch viel zu tun. Wir dürfen nicht aufhören auf Missstände hinzuweisen. Aber es gibt auch keinen Grund nur rumzumeckern, weil es nicht genug ist. Der Anfang ist gemacht. Wir müssen unsere Verbände bei weiterer Arbeit unterstützen, denn nur das ist der Weg: Ein Weg, der nur gemeinsam beschritten werden kann.

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